Erste Hilfe fürs Pferd

Ob auf der Weide, im Stall oder beim Ausritt: Notfallsituationen können überall ganz plötzlich auftreten. Ist das Pferd ernsthaft krank oder sogar bei einem Unfall verletzt worden, ist richtiges Handeln wichtig. Um solche Situationen einzuschätzen und entsprechend handeln zu können, sollten Pferdebesitzer das nötige Wissen haben.

Claudia und Hilmar Bald organisierten für die Einsteller des Hof-Silberbergs einen Erste-Hilfe-Kurs für’s Pferd. Einen ganzen Nachmittag lang ging es um das Wohl der Tiere. 18 Teilnehmer hatten sich angemeldet und wurden in Theorie und Praxis vom Tierarzt Michael Haan geschult. Die Erste-Hilfe-Maßnahmen dienen vor allem zur Überbrückung der Zeit, bis der Tierarzt die Behandlung des Pferdes übernimmt. „Was bei der ersten Hilfe in einem Notfall getan oder unterlassen wird, ist häufig ausschlaggebend für den späteren Heilungsprozess“, weiß Michael Haan. Alle Teilnehmer folgten gespannt der dreistündigen Theorie-Einheit und zeigten vollen Körpereinsatz beim Praxis-Teil, der direkt am Pferd stattfand.

Puls, Atmung und Temperatur bestimmen – gar nicht so leicht
Wenn der Tierarzt gerufen wird, ist es für ihn wichtig, genaue Angaben zum Gesundheitszustand des Pferdes zu bekommen. „Wenn mich ein Besitzer anruft und nur sagt, sein Pferd verhalte sich heute irgendwie komisch, bringt mich das nicht weiter“, so Tierarzt Haan. Er zeigte den Teilnehmern deshalb, wie sie die Vital- oder PAT-Werte bestimmen können. Puls messen ist gar nicht so leicht. Davon hatten viele Reiter schon gehört, doch wie sie richtig ermittelt werden, ließen sie sich gerne vom Experten direkt am Pferd zeigen. Zu den PAT-Werten zählen Puls, Atmung und Temperatur. Nachdem das Zählen der Atemzüge noch relativ einfach gelang, mussten sich die Kursteilnehmer schon ein wenig mehr anstrengen, um den Puls des zu untersuchenden Pferdes zu fühlen. Auch der Umgang mit dem Fieberthermometer verlangt einiges Geschick, doch nach etwas Üben gelang es bei allen mühelos. „Toll, dass wir im Kurs so viel Praxis einbauen konnten, das beruhigt im Stallalltag ungemein“, zeigten sich die Kursteilnehmer begeistert.

Brave Übungspferde erleichterten die Untersuchungen
Der Flüssigkeitshaushalt und die Darmgeräusche des Pferdes geben ebenfalls Auskunft über seinen Gesundheitszustand und wurden deshalb von den Reitern genauer unter die Lupe genommen. Darmgeräusche beim Pferd abhören. So manch Vierbeiner wunderte sich vermutlich, als an ihm der Hautfalten-Test durchgeführt wurde. Dabei wird an Brust oder Hals des Pferdes eine große Falte herausgezogen. Glättet sich die Haut nach dem Loslassen sofort wieder, ist mit dem Flüssigkeitshaushalt des Tieres alles in Ordnung. Auch das Anlegen des Menschenohres an den Pferdebauch um die Darmtätigkeit zu hören, ist sicher nicht alltäglich. „Ist ein Glucksen und Grummeln zu hören, dann ist das erstmal ein gutes Zeichen, schlimmer zu deuten ist, wenn keine Darmgeräusche zu hören sind, dann arbeitet die Verdauung nicht richtig und es kann zu Problemen kommen“, erklärt Tierarzt Haan.

Die Übungspferde ließen alles brav und geduldig über sich ergehen, so dass die Reiter sogar auch die Schleimhäute an Augen, Nüstern und im Maul Schleimhäute kontrollieren der Pferde untersuchen konnten, die auf den Kreislaufzustand des Pferdes schließen lassen. Abschließend wurde das Anlegen verschiedener Verbände geübt, damit auch die erste Wundversorgung gut klappt. Der Tierarzt gab dabei wichtige Tipps und leistete Hilfestellung beim richtigen Anlegen.

 

Am Ende des rund fünfstündigen Kurses waren sich alle einig: Im Erste-Hilfe-Kurs hatte jeder noch eine Menge dazugelernt. Bevor es nach Hause ging, gab Michael Haan den Teilnehmern noch einen letzten Ratschlag: „Lieber einmal zu viel den Tierarzt rufen, als einmal zu wenig.“ Auch wenn man hofft, dass der Ernstfall nicht eintritt; Alle Teilnehmer des Erste-Hilfe-Kurses können nun im Fall der Fälle helfen und die Erstversorgung sicher vornehmen.