Früher wurden Pferde wie selbstverständlich einzeln in Boxen gehalten. Heute werden artgerechte Haltungsformen immer wichtiger, zu denen auch Laufställe gehören. Bei dieser Haltung können sich die Pferde auf großen Auslaufflächen mit ihren Artgenossen im Herdenverbund frei bewegen und soziale Kontakte zu ihren Artgenossen pflegen. Aber was genau macht eine artgerechte Pferdehaltung aus und welche Herausforderungen können damit verbunden sein?
Klassische Boxenhaltung
Immer mehr Pferdehaltern wird klar, dass die Haltung in einer Pferdebox den Bedürfnissen des Pferdes kaum gerecht werden kann. Denn die Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt, oft sind kaum Sozialkontakte möglich und die Luft in veralteten Stalltrakten ist schlecht. Das kann zu gesundheitlichen Langzeitschäden am Pferd führen, wie Erkrankungen des Bewegungsapparates oder der Atemwege, die nicht immer gleich erkannt werden.
Andere Anzeichen sind leichter zu beobachten: zum Beispiel angelaufene Beine, Schlagen an die Boxenwand und Stalldrang. Doch auch wenn beim eigenen Pferd keine solcher Hinweise zu finden sind, zeigen inzwischen unzählige Studien, dass die Pferdegesundheit unter der Haltung in Boxen leidet. Deswegen finden sich in den Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten des BMELV klar definierte Vorgaben für den Neu- und Umbau von Reitanlagen – die in die Stallplanung des Hof-Silberbergs eingeflossen sind.
Artgerechte Pferdehaltung
Als auf dem Hof-Silberberg die Kapazitäten der Pferdepension erweitert werden sollten, standen die wesentlichen Bestandteile der Haltungsform fest. Die Pferde „müssen bei viel Frischluft permanent kleine Mengen Raufutter fressen und sich viel bewegen können“, fast der Betriebsleiter Hilmar Bald die Kernpunkte artgerechter Haltung zusammen. „Außerdem sind Pferde Herdentiere und brauchen deswegen Kontakt zu Artgenossen“. Aufgrund dieser Vorgaben sind in Daaden großzügige Laufställe entstanden, die hell und luftig sind und den Pferden jederzeit Bewegungsmöglichkeiten bieten.
Die Laufställe bieten auf befestigten Flächen bei jeder Witterung viel Auslauf für die Pferde. Das kommt dem gesamten Bewegungsapparat der Pferde zugute, weil Gelenke geschmeidig bleiben und alle Muskeln ständig gut durchblutet werden. Selbst für die Verdauung ist die ständige Bewegung wichtig. Denn Pferde kommen aus der Steppe, wo sie täglich stundenlang auf der Suche nach Futter waren: genau darauf ist der Organismus der Pferde eingestellt.
Rangordnung der Herde
Doch auch die Gruppenhaltung ist nicht ganz unproblematisch. Denn obwohl Pferde Herdentiere sind, muss bei einer neu zusammengestellten Gruppe erst einmal die Rangordnung hergestellt werden. Dabei müssen sich potentielle Herdenführer beweisen und andere ordnen sich eher freiwillig unter. Die Drohgebärden und Gesten der Unterwürfigkeit sind zum Beispiel deutlich am Ohrenspiel der Pferde zu erkennen – manchmal aber bleibt es nicht bei Drohgebärden und die Pferde treten aus. Das ist zwar ein ganz natürliches Verhalten, kann aber leider zu Verletzungen führen.
Integration neuer Pferde
Auf die Gruppenintegration neuer Pferde ist daher besonderes Augenmerk zu legen. „Ist die Rangordnung einmal geklärt, sind die Pferde friedlich und kommen prima miteinander aus“, sagt Bald. Bis dahin ist aber einiges zu tun. Neue Pferde sollten zunächst auf dem Hof ankommen, um sich an die Umgebung und Tagesabläufe gewöhnen zu können. Dann ist eine erste Kontaktaufnahme zur Gruppe möglich, die sollte aber durch eine Trennung mittels Weidezaun oder Boxengatter erfolgen. So beschnuppern sich die Pferde vorsichtig und lernen sich langsam kennen. Ist die Anwesenheit des neuen Pferdes für die Gruppe normal geworden, kann die Einführung in die Gruppe erfolgen. Am besten klappt das auf der Weide, weil hier genug Platz zum Ausweichen ist.
Auf dem Hof-Silberberg erfolgt die Gruppenintegration sehr behutsam und möglichst schonend. Dafür nimmt sich das Team je nach Pferd einige Tage oder, wenn es nötig ist, sogar mehrere Wochen Zeit. „Manchmal verstehen sich die Pferde auf Anhieb und freuen sich richtig aufeinander. In so einem Fall können wir die Integrationszeit stark verkürzen“ meint Hilmar Bald dazu. „Wichtig ist immer, dass sich die Pferde aus dem Weg gehen können. Darauf haben wir bei der Stallplanung sehr geachtet“. Tatsächlich sind die Ausläufe des Hof-Silberbergs besonders großzügig gestaltet und bieten überall die erforderlichen Fluchtmöglichkeiten für rangniedrigere Pferde. Beobachtet man die zusammengestellten Gruppen, sind alle Pferde absolut friedlich und wirken zufrieden.
Der Hof-Silberberg in Daaden hat sich artgerechte Pferdehaltung auf die Fahnen geschrieben. Die inzwischen fast ausgebuchte Pferdepension zeigt die überwältigende Nachfrage nach einem tiergerechten Zuhause für die Pferde. Viel Platz und frische Luft, immer genügend leckeres Raufutter, die Artgenossen in der Nähe und ein atemberaubender Blick über den schönen Westerwald. Was will ein Pferd mehr?